Meldung vom 15.09.2025
Am 1. Oktober ist Weltseniorentag. Doch das ist kein Grund zu feiern, viele Senior*innen sind von vielen gesellschaftlichen Bereichen ausgeschlossen. Der aktuelle 9. Altersbericht der Bundesregierung zeigt, dass Teilhabe vor allem am Geldbeutel, an der Bildung und an der Gesundheit hängt. Expert*innen fordern daher neue, barrierefreie Zugänge zum Beispiel zu Kultur. „Bei Anruf Kultur“ bietet genau das: eine kostenfreie und für alle bundesweit erreichbare Alternative.
Vor über 30 Jahren wurde der Internationale Tag der älteren Menschen von den Vereinten Nationen eingeführt, mit dem Ziel, dass Senior*innen an der Gesellschaft teilhaben, mitwirken und sie mitgestalten.
Teilhabe hängt von Bildung, Einkommen und Gesundheit ab, wie der 9. Altersbericht[1] belegt. Nur etwa 30 % der Menschen mit niedriger Bildung nehmen Kulturveranstaltungen wahr, mit zunehmendem Alter und bei gesundheitlichen Einschränkungen sinkt die Teilnahmequote nochmals erheblich.[2]
Altersarmut verschärft die Lage und wirkt wie ein zusätzlicher Ausschlussfaktor. Rund 18 % der über 65-Jährigen in Deutschland sind armutsgefährdet.[3] Wer im Alter sparen muss, verzichtet häufig als Erstes auf Kultur.
SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier sagt: „Es braucht kulturelle Teilhabe für alle. Wenn fast jeder fünfte Mensch über 65 von Armut bedroht ist, ist ein Projekt wie ‚Bei Anruf Kultur‘ ein wichtiger Beitrag gegen soziale Ausgrenzung. Gerade ältere Menschen mit kleinen Renten oder gesundheitlichen Einschränkungen profitieren von diesem niedrigschwelligen Angebot. Es zeigt, wie soziale Gerechtigkeit und kulturelle Bildung praktisch zusammengebracht werden können.“
Die Expert*innen des Altersberichts, die die Bundesregierung zu Lösungen beraten, empfehlen daher: Die Länder sollen Bildung und Kultur im Alter gezielt fördern, insbesondere mit Angeboten für Menschen mit Seh-, Hör- oder Mobilitätseinschränkungen oder sozialer Benachteiligung.[4]
„Bei Anruf Kultur“ schafft Abhilfe
Eine im Frühjahr 2025 durchgeführte Evaluation zeigt: Die Teilnehmenden von „Bei Anruf Kultur“ sind zu 70% über 50 Jahre alt, 35 % haben eine Seh-, Hör- oder Mobilitätseinschränkung. Mehr als 10 % fehlt das Geld für Kultur vor Ort. Zugleich nutzen 96 % die Telefonführungen bewusst zur Weiterbildung. Damit deckt sich die Zielgruppe exakt mit denjenigen, die der 9. Altersbericht als besonders gefährdet beschreibt.
Das Projekt setzt die Empfehlungen der Expert*innenkommission praktisch um. Anfahrtswege und digitale Hürden entfallen, die kostenfreie Teilnahme stärkt Bildung wie Zugehörigkeit durch interaktive Live-Führungen.
„Der Altersbericht verdeutlicht, wie Senior*innen von der Teilhabe ausgeschlossen werden. Wir sorgen mit unserem Angebot dafür, dass genau diese Menschen nicht außen vor Bleiben und Kultur für alle zugänglich wird.“, sagt Melanie Wölwer, Projektleitung „Bei Anruf Kultur“.
[1] „Alt werden in Deutschland – Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen “, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Januar 2025
[2] Seite 97, Abschnitt 3.2.3 a; Seite 98, Tabelle 17; „Alt werden in Deutschland – Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen “, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Januar 2025
[3] Seite 64, „Alt werden in Deutschland – Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen “, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Januar 2025
[4] Seite 268, Abschnitt 8; „Alt werden in Deutschland – Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen “, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Januar 2025